Verleihung Christian Roller Preis
2008 / 2010 / 2012 / 2016 / 2018
 
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Verena Gebien, Dr. Jörg-Hennrich Linke und Dr. Rolf-Dieter Splitthoff
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leer Preisträgerin Christian Roller Preis 2018
Verena Gebien
GymBag-Projekt

Vorstellung durch Dr. Stephan Schieting, Medizinischer Direktor, ZfP Emmendingen

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Herbst werden von regionalen Künstlern Motiven zum Thema Cats bereitgestellt, die in einer Emmendinger Druckerei auf hochwertige Stoffe in einer Auflage von jeweils 30 Stück bedruckt werden. Patienten aus der forensischen Klinik und unter Anleitung von Mitarbeitern des KOMM nähen dann aus diesen Stoffen Gymnastik-Taschen (GymBags), die am Weihnachtsbasar während einer Signierstunde verkauft werden. Die Verknüpfung der Arbeit von Künstlern mit kreativer Arbeit von Patienten, die dann das Produkt auf einen Kunstmarkt bringen, verknüpft ideal sozialpsychiatrische Grundwerte. Das Projekt ist schon ein Stück weit umgesetzt, wird aber noch weitere Limited Editions hervorbringen. Mit Werken von Peter Gaymann, Mirek Kuzniar und Sebastian Wehrle ist eine Ausstellung im Emnmendinger Rathaus in Vorbereitung.

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Curriculum Vitae
Verena Gebien, Ergotherapeutin und Sozialfachmanagerin ist seit 1993 im ZfP Emmendingen beschäftigt. Seit 1994 das therapeutisch begleitete Kulturprogramm "KOMM" ins Leben gerufen wurde, ist sie für die Konzeption und Durchführung von Veranstaltungen zuständig. Dazu gehören klassische und moderne Konzerte, DIA- und Filmabende, Ausstellungen regionaler Künstler, Theateraufführungen, die Patientenzeitung "der Brettenbachbote", Spieleabende, u. v. m. Neben den regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen organisierte sie eine Vielzahl von Projekten: Themen-Sommerfeste, Kunstauktionen, Zertifizierung "singendes Krankenhaus", die Ausstellung im Emmendinger Rathaus zum Thema "125 Jahre Psychiatrie", um nur einige zu nennen. 2000–2011 war sie zusätzlich Leiterin des Kaffeehauses und mit der Neuausrichtung zum Therapiebetrieb beauftragt. 2012–2016 Beauftragte für Chancengleichheit. Zur Zeit befindet sich die Umsetzung ihrer Idee "Garten der Poeten" Literatur im Park, auf dem Gelände des Zentrums in der Anfangsphase. Sie ist Mitglied der Museums-Projektgruppe.
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Dr. theol. Klaus-Bernhard Schnurr, M. A. Soziale Arbeit Anne Göhner, Dr. Jörg-Hennrich Linke,
Dr. Rolf-Dieter Splitthoff, Dr. Stephan Schieting – es fehlen Daniel Saile, Ralf Bacherer,
Prof. Dr. Michael Hüll
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Preisträger Christian Roller Preis 2018
Dr. theol. Klaus-Bernhard Schnurr, M. A. Soziale Arbeit Anne Göhner, Daniel Saile, Ralf Bacherer,
Prof. Dr. Michael Hüll

Ehrenamtlich Begleitende in der Alterspsychiatrie. Entwicklung und Erprobung eines ehrenamtlichen Besuchsdienstes mit Schulungs- und Begleitkonzept

Vorstellung durch Dr. Stephan Schieting, Medizinischer Direktor, ZfP Emmendingen


Sehr geehrte Damen und Herren,

mit dem Pflegeleistungsergänzungsgesetz (2002) wurde auch seitens der Politik der Gedanke aufgenommen, ehrenamtliche in die Betreuung von Patienten in Krankenhäusern zu integrieren. In den früheren Jahren wurde zunehmend erkannt, dass Ehrenamtliche auf ihre individuellen Aufgaben vorbereitet und auch während ihrer Tätigkeit persönlich begleitet werden sollten. Gleichzeitig zeigte sich der Mehrwert des Einsatzes geschulter Ehrenamtlicher: so dient z. B. die Begleitung älterer Menschen im Krankenhaus nachweislich der Delir-Prävention. Bisher weniger beleuchtet wurde das Feld der alterspsychiatrischen Kliniken, entsprechend fehlen erprobte Konzepte zur Einbindung Ehrenamtlicher in diesem besonderen Setting. Mit Inbetriebnahme des Neubaus der Klinik für Alterspsychiatrie und Psychotherapie im September 2016 starteten Mitarbeiter des ZfP Emmendingen in Zusammenarbeit mit der Klinikseelsorge des Hauses das Projekt "Ehrenamtlich Begleitende in der Alterspsychiatrie". Im Februar 2018 wurde das Konzept und seine erste Evaluation in der Zeitschrift "Psychiatrische Pflege Heute" veröffentlicht. Stand des Projektes: Mittlerweile arbeiten etwa 8 ehrenamtlich Begleitende auf den 4 geschützt geführten Stationen der Klinik für Alterspsychiatrie und Psychiatrie Emmendingen. Sie besuchen Patienten stundenweise und verbringen mit ihnen im Rahmen einer Eins-zu-eins-Begleitung gemeinsam Zeit. Die Intention der Besuche ist das Schenken von Qualitätszeit und ist damit bewusst von hilfspflegerischen oder therapeutischen Tätigkeiten abgegrenzt. Da das Einsatzfeld Psychiatrie bis heute auch Ängste weckt, liegt ein besonderes Augenmerk auf der schrittweisen Heranführung neuer Ehrenamtlicher an ihr mögliches Engagement. Dazu wurde ein Einarbeitungskonzept entwickelt und umgesetzt. Wichtig ist, dass die Gesamtkoordination, die Qualifizierung und persönliche Begleitung der freiwillig Engagierten durch Mitarbeitende außerhalb der Stationsstrukturen verantwortet wird, die konkrete Begleitung der Besuche der freiwillig Engagierten durch Mitarbeitende innerhalb der Stationsstrukturen. Die interne Evaluation hat sowohl von den Ehrenamtlichen als auch von den Mitarbeitern ein positives Ergebnis ergeben. Der Einbezug Ehrenamtlicher in die alterspsychiatrische Praxis ist ein erstrebenswerter Schritt in Richtung Öffnung und Entstigmatisierung der Psychiatrie. Mit dem vorhandenen Konzept können künftig Ehrenamtliche gewonnen und integriert werden. Anders als in Pflegeheimen ist die Finanzierung der notwendigen Koordination der Begleitung von Ehrenamtlichen nicht schlüssig geregelt.

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von links: Dr. Rolf-Dieter Splitthoff, Dr. Jörg-Hennrich Linke, Alexander Altmann, Anton Kljaic,
Volker Lang, Henning Van Wasen, Dr. Erika Janzer, Ulrlike Weyrether, Martin Burst,
Dr. Mehdi Rashid, Dieter Böcherer, Dr. Stephan Schieting – nicht im Bild sind: Lisa Burst,
Martin Zahn, Dr. Hermann Scholvin, Uli Hofmaier
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leer Preisträger Christian Roller Preis 2018
Martin Burst, Lisa Burst, Uli Hofmaier, Alexander Altmann, Anto Klaijic, Pfarrer Volker Lang, Dr. Erika Janzer, Dr. Mehdi Rashid, Dr. Hermann Scholvin, Ulrike Weyrether, Martin Zahn, Henning van Wasen
AG Museum

Vorstellung durch Dr. Stephan Schieting, Medizinischer Direktor, ZfP Emmendingen

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit 1989 gab es im alten Landhaus ein Museum initiiert von Herrn Dr. Krzepinski, Herrn Dr. Huber, Herrn Dr. Kohl, Herrn Loges, Herrn Dr. Jörg-Hennrich Linke und Herrn Dr. Regnery. Nach Umnutzung des Landhausgebäudes wurde 1999 federführend von Herrn Dr. Richter das Museum in der Alten Kegelbahn aufgebaut. Im Juni 2014 wurde das Museum aus baulichen Gründen in der alten Kegelbahn geräumt, es stellte sich damit die Frage nach einer neuen zukunftsfähigen Konzeption für ein Museum im ZfP Emmendingen. Nach Ausscheiden von Herrn Dr. Richter wurde noch im Jahre 2014 dafür geworben, eine neue Gruppe zusammenzustellen, die ein neues Museumskonzept entwickeln sollte. Bereits im September 2014 wurde durch die Museumsgruppe ein erstes Raumkonzept der Betriebsleitung vorgestellt. Ein Jahr später konnte die Krankenhausleitung das Raumkonzept im Gemeinschaftszentrum in der Nähe des Cafés beschließen und auch die Finanzierung der Sanierung der künftigen Museumsräume klären. 2016 erfolgte die Sanierung, wobei auch eine fachliche Stellungnahme durch das Kultusministerium zum Museumskonzept erfolgte. Im April 2018 erfolgte die Gründung des Museumsvereins. Am 10. Oktober 2018 konnte das neue Museum mit einer gelungenen Veranstaltung zum Welttag für seelische Gesundheit in Betrieb genommen werden. Im Laufe dieser 4 Jahre haben sich viele Mitarbeiter oder mit dem Hause verbundene Personen über ihre gewohnten Aufgaben hinaus intensiv mit der Neuentwicklung des Museums engagiert. Ich möchte hier insbesondere die Herren Burst und Hofmaier von der Feuerwehr nennen, die mit der baulichen Planung und Beschaffung des Inventars und der mehrmaligen Verbringung der Exponate zu tun hatten. Herr Böcherer, der als Pfleger bei der ersten Umräumaktion mitgeholfen hat und auch Bereitschaft signalisiert hat, weiter mitzuarbeiten. In letzter Zeit hat auch Herr Pfarrer Lang mitgeholfen, die Dokumentation über die Kirchengeschichte zu bearbeiten. Frau Dr. Janzer, die die Beschriftung der Exponate übernommen hat. Herr Dr. Rashid, der als Patientenfürsprecher rasch eine Begeisterung für das Museum entwickelt hat und maßgeblich an der Gründung des neuen Vereins beteiligt war, deren 1. Vorsitzender er ist, und der seither das gesamte Projekt unermüdlich vorangetrieben hat. Zu erinnern ist hier auch an die langjährige Vorarbeit durch Herrn Dr. Richter mit dem Schwerpunkt der Geschichte des Hauses in der NS-Zeit. Herr Zahn hat die gesamte Entwicklung des Projekts mitbegleitet und organisatorisch unterstützt. Zu danken ist auch Frau Gebien, auf deren Vorarbeiten zur aktuellen Geschichte des Hauses mit einer Ausstellung im Rathaus 2016 zurückgegriffen werden konnte. Frau Weyrether hat das Projekt mit wissenschaftlicher Recherche begleitet. Herr Dr. Scholvin leistete einen wertvollen Beitrag zur Darstellung der Apotheke im Museum. Herr Altmann und Herr Klajic halfen bei der technisch-praktischen Umsetzung entscheidend mit. Zu danken ist hier natürlich auch der Abteilung Bau und Technik, sowie der IT-Abteilung und der Druckerei Hoffmann, wo Herr Manzoni bis zuletzt an der drucktechnischen Realisierung arbeitete. Aktuell liegen die Organisation und der Betrieb des Museums in den Händen von Herrn Dr. Rashid.
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Dr. Stephan Schieting, Dr. Klaus Gauger und Dr. Rolf-Dieter Splitthoff
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Preisträger Christian Roller Preis 2018
Dr. Klaus Gauger
Buchprojekt "Meine Schizophrenie"

Vorstellung durch Dr. Stephan Schieting, Medizinischer Direktor, ZfP Emmendingen

Sehr geehrte Damen und Herren,

in seinem jüngst erschienen Buch "Meine Schizophrenie" beschreibt der heute 52-jährige Klaus Gauger, ehemaliger Patient des ZfP Emmendingen, (vielleicht zukünftiger Alltagsbegleiter?) den dramatischen, ja abenteuerlichen Verlauf seiner Erkrankung. Nach über 20 Jahren ist er wieder in der realen Welt angekommen. In seinem Buch beschreibt er den Beginn der Erkrankung Ende der 80er Jahre sowie die traumatisierend erlebte Erstbehandlung und Diagnosestellung 1994 in der Psychiatrischen Uniklinik Freiburg. In fast typischer Weise hat diese Erkrankung in den folgenden Jahren seine berufliche und private Biografie als promovierter Germanist geprägt und zunehmend geschädigt, fast zerstört. Von Dezember 2010 bis April 2011 war er erstmals in stationärer Behandlung im ZfP Emmendingen, initial auch gegen seinen Willen. Von Januar bis August 2013 erneute stationäre Behandlung im ZfP Emmendingen, die er zwar freiwillig in Anspruch nahm, ohne aber einer notwendigen medikamentösen Behandlung in gefordertem Umfang zuzustimmen. Im Anschluss erfolgte eine von seinen paranoiden Erleben getriebene Reise über Paris, London, New York, San Francisco bis nach Tokio, die sich über 7 Monate hinzog und schließlich in einem spanischen psychiatrischen Landeskrankenhaus endete. Dort war dann eine Behandlung gegen seinen Willen möglich, da das dortige Recht lediglich die schwere psychiatrische Erkrankung erfordert, nicht hingegen eine gravierende Eigen- oder Fremdgefährdung. Innerhalb von 2–3 Monaten kam es zur Vollremission der über viele Jahre bestandenen paranoid-halluzinatorischen Symptomatik. Zurückgekehrt nach Deutschland wurde er auch von seinem Vater motiviert ein Buch über seine Erkrankung zu schreiben. Dies ist nun beim Herder-Verlag erschienen und stieß auf ausgesprochen große öffentliche Resonanz: Die Buchbesprechungen im Stern, der Badischen Zeitung, der Sonntagszeitung, dem Züricher Tagesanzeiger, dem Schwarzwälder Boten und der in Österreich erscheinenden Zeitschrift "Profil" zeigen zweierlei: 1. dass Herr Gauger unter seinem wirklichen Namen ein sehr gut lesbares und spannendes Buch geschrieben hat und 2. dass er ein ganz wichtiges und heißes Thema der psychiatrischen Behandlung und Versorgung auf sehr authentische Weise aufgegriffen hat und damit sehr mutig in die öffentliche Diskussion um Zwangsbehandlung eingegriffen hat. Seit einem Jahr etwa arbeitet Herr Gauger in einem psychiatrischen Pflegeheim als Genesungsbegleiter und bringt dort seine Erfahrungen mit der Erkrankung in der Alltagsrealität psychiatrischer Versorgung hier in der Region ein. Nun hat er sich auch in Emmendingen für eine Mitarbeit beworben.

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Curriculum Vitae
Dr. Klaus Gauger studierte von 1985 bis 1991 an der Universität Freiburg Geschichte, Romanistik und Germanistik mit dem Abschluss Magister, 1997 promovierte er im Fach Germanistik, Lehramtsstudium mit Staatsexamina 2008 und 2010. Tätigkeiten als freier Journalist u. a. für FAZ, Neue Zürcher Zeitung, Die Welt, DaF-Dozent u. a. an der Universität Freiburg sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter für diverse Publikationen u. a. in deutschen und spanischen Fachzeitschriften. Zur Zeit arbeitet er als Alltagsbegleiter und Genesungshelfer im aczepta-Pflegeheim Bad Krozingen.

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Walter Reiß, Prof. Dr. Markus Schwarz und Ralf Lauterbach
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leer Preisträger Christian Roller Preis 2018
Prof. Dr. Markus Schwarz, Ralf Lauterbach
Mehr Sicherheit und Autonomie für Patienten und Mitarbeiter:
Auf dem Weg zur partizipativen Akutpsychiatrie – Ein Projekt zur Weiterentwicklung der Akutpsychiatrie.


Vorstellung durch Walter Reiß, Pflegedirektor, ZfP Wiesloch

Sehr geehrte Damen und Herren,

diese Arbeit wurde eingereicht von: Prof. Dr. Markus Schwarz, Chefarzt und Ralf Lauterbach, Pflegedienstleiter. Im "dualen" Zusammenwirken sind sie als "Duale Klinikleitung" für die Klinik Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik I am Psychiatrischen Zentrum Nordbaden in Wiesloch verantwortlich. Herr Lauterbach ist erstmals Christian-Roller-Preisträger. Bei Herrn Prof. Dr. Schwarz hingegen kann man ohne Übertreibung von einem "Roller-Preis-Abonnement" sprechen. Bereits 2008, 2011, 2016 und nun 2018 wieder, war er respektive ist er Preisträger – Chapeau! Herausfordernde Situationen in psychiatrischen Stationen können durch unterschiedliche Faktoren und Gegebenheiten ausgelöst werden. Neben aggressiven Verhaltensweisen von Patient_innen oder Entweichungsabsichten, können Absichten der Selbstschädigung zu spannungsgeladenen Situationen führen. Ebenso räumliche Enge und andere ungünstige bauliche Rahmenbedingungen. Auch können Konflikte und die daraus entstehenden Eindämmungsversuche und Einschränkungen durch Mitarbeitende und Setting-Faktoren negativ wirkende Situationen begünstigen. Unter dem Eindruck einer anhaltend hohen Arbeitsbelastung auf den geschützt geführten Stationen wurde eine Häufung von Patientenübergriffen wahrgenommen. Dieses führte zu einer Verunsicherung von Mitarbeitenden, zur Belastung der Stationsatmosphäre, zu negativen Auswirkungen auf die Arbeitszufriedenheit von Stationsmitarbeitenden und zu einer Minderung der Behandlungszufriedenheit der Patient_innen dieser Stationen. Unter diesem Eindruck haben die Autoren des Projektes (Duale Klinikleitung: Chefarzt und Pflegedienstleiter) nach einer berufsgruppen- und hierarchieübergreifenden Analyse entschieden, eine "Task Force: Gewalt gegen Mitarbeitende" zu etablieren. Neben der Aufgabendefinition und nach einer umfassenden Ereignisanalyse wurde als erstes Ergebnis ein Spektrum von Sofortmaßnahmen eingeleitet. Des Weiteren Empfehlungen ausgesprochen, welche vorsehen, eine zentrumsübergreifende Etablierung eines Deeskalationsmanagements anzuregen, klinikbezogen das Safewards-Modell zu implementieren, eine nachhaltige Verankerung des Motivational Interviewing klinikbezogen voranzubringen und den Einsatz von Peers/Genesungsbegleiter vorzubereiten und umzusetzen. In der Projektarbeit werden Entwicklungen im Bereich der Akutpsychiatrie eindrücklich und nachvollziehbar erläutert. In ihrer abschließenden Zusammenfassung stellen die Autoren unter anderem fest: Die aktuelle Entwicklung im Bereich der Akutpsychiatrie der AP I folgt einem partizipativen Psychiatrieverständnis und orientiert sich u. a. an folgenden Maximen: Recovery mit Partizipation ohne Rollendiffusion; Sicherheit für alle bei Reduktion von Zwang und Gewalt. In der Projektarbeit werden aktuelle Themen, und Problemfelder sachlich beschrieben, analysiert, Ideen/Maßnahmen formuliert und Handlungsoptionen benannt. Die Bedeutung von therapeutischer Haltung, infrastruktureller Rahmenbedingungen, die "Vision" der offen geführten Akutstation und die Vernetzung der Versorgungsstrukturen werden als Chance für eine andere Form der Psychiatrie gesehen. Praxisbezug trifft auf wissenschaftlich belegte Wirksamkeit, die gegenwärtige Akutpsychiatrie auf den Verzicht der geschlossenen Türen für psychiatrische Akutstationen. Die Anlagen zum professionellen Deeskalationsmanagement und zum Safewards-Modell sind konkrete Beschreibungen des Status quo.

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Curricula Vitae
Prof. Dr. Markus Schwarz studierte an der Universität Münster Humanmedizin, wo er auch 1988 promovierte. Es folgten bis 1994 mehrere Stationen an verschiedenen Kliniken, wo er sich zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie weiterbildete. Im Anschluss daran arbeitete er als Oberarzt, von 1995 bis 1999 an der Psychiatrischen Klinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, Lehrbuchbeiträge und Einzelveröffentlichungen konzentrieren sich auf die Themen Versorgungsforschung und Krisenintervention. Seit 2000 ist Herr Prof. Dr. Schwarz Chefarzt der Klinik für Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik I am Psychiatrischen Zentrum Nordbaden/Wiesloch, das er von 2004 bis 2009 als Ärztlicher Direktor auch geleitet hat.

Ralf Lauterbach absolvierte seine Ausbildung zum Krankenpfleger von 1985 bis 1988. 1989 leitete er eine internistisch-onkologische Station. 1992 folgte der Wechsel an das PZN Wiesloch. Von 1992 bis 2010 übernahm er die Leitung verschiedener Stationen. 1994 bis 2010 war Herr Lauterbach Abwesenheitsvertreter der Pflegedienstleiterin am GZ, 2010 bis 2017 folgte die Stellv. Pflegedienstleitung der Klinik Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik I, seit 2017 ist er deren Pflegedienstleiter. Ralf Lauterbach ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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Gerd Meinhardt und Dr. Rolf-Dieter Splitthoff
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leer Preisträger Christian Roller Preis 2018
Gerd Meinhardt
Suchtspiel der Station 40 – Ein neuer Weg, um chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängige (CMA) spielerisch in therapeutische Gruppen zu motivieren, mit Freude, Kommunikation und Abwechslung.

Vorstellung durch Walter Reiß, Pflegedirektor, ZfP Wiesloch


Sehr geehrte Damen und Herren,

diese Arbeit wurde eingereicht von Gerd Meinhardt, Fachkrankenpfleger für Psychiatrie, und seit vielen Jahren Pflegerischer Stationsleiter der Station 40 in der Klinik Suchttherapie und Entwöhnung. Ein Kollege mit vielfältigen Interessen, nicht nur beruflichen: Feuerwehr, Sport, Motorradfahren und immer wieder gerne, USA-Reisender. Einen anderen Weg suchend, um chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängige (CMA) spielerisch für therapeutische Gruppen zu motivieren: Mit Freude, Kommunikation und Abwechslung. So formuliert durch den Autor der Projektarbeit, Gerd Meinhardt. Als Psychoedukation wird die Aufklärung von Patient_innen über physische und psychische Erkrankungen bezeichnet. "Typisch" psychoedukativ ist das konsequente Bestreben, komplizierte Fachinformationen mit einfachen Worten verstehbar und anschaulich, dabei didaktisch-professionell zu vermitteln. Das Krankheitsverständnis, der selbstverantwortliche Umgang mit der Krankheit und die Krankheitsbewältigung sollen dabei gefördert werden. Hierbei handelt sich nicht um Frontalunterricht, sondern um ein Begreifen der Erkrankung. Im Tätigkeitsbereich des Autors werden regelmäßig psychoedukative Patientengruppen angeboten. Sowohl bei den Patient_innen, als auch bei den Mitarbeitenden wurde ein nachlassendes Interesse deutlich. Als Gründe wurden die fehlende Aufmerksamkeit bei Patient_innen mit mehrmaligen Aufenthalten und die Scheu zur freien Rede bei Teilen der Mitarbeitenden festgestellt. Dieses führte zur Beschreibung und Bewertung der Ist-Situation, nachfolgend zur Bildung einer Arbeitsgruppe mit dem Auftrag, alternative Vermittlungsmöglichkeiten zu beschreiben. Diese sollten für Patient_innen und Mitarbeitende "abwechslungsreich, gesellig und kurzweilig" sein, für Patient_innen keinen "Unterricht" darstellen und letztendlich ohne großen Aufwand und Schulung umsetzbar sein. Daraus resultierte – unter Einbeziehung von Patient_innen – das Suchtspiel der Station 40. Ein Brettspiel/Würfelspiel, welches auch für kognitiv Schwächere erlernbar und leicht verstehbar ist, dabei die verschiedenen Facetten von Sucht und Abhängigkeit aufgreift, das soziale Miteinander fördert und von Einzelpersonen aber auch als Gruppe spielbar ist. In Eigenregie wurde ein Spielbrett gestaltet. Ebenso farblich unterscheidbare Spielkarten, deren Fragen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade darstellen. Neben dem Fragen und (mündlichen) Antworten ermöglicht das Spiel durch entsprechende Fragestellungen auch Antworten durch Körpersprache und Zeichnen – ein Spiel welches auch bewegt. Das "Suchtspiel der Station 40" entstand nach einer Ideensammlung in gemeinsamer Bearbeitung, an den therapeutischen Zielsetzungen orientiert. Nach einer stufenweisen Einführung und der Anpassung an individuelle Erfordernisse und basierend auf Erproben, ist das Spiel etabliert und wird stationsübergreifend, in der Klinik Suchttherapie und Entwöhnung genutzt. Als "spielerische Vermittlung" von Sucht und Abhängigkeit ist das Spiel neu, dabei tatsächlich leicht spielbar, variabel, auch kostengünstig. Es fördert Wissen, Kommunikation, Konzentration, Durchhaltevermögen und ist Teil der professionellen Beziehungsgestaltung.

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Curriculum Vitae
Gerd Meinhardt begann 1980 seine Ausbildung zum Rettungssanitäter in der DRK-Ausbildungsstätte in Pfalzgrafweiler. Es folgten weitere Ausbildungen zum Krankenpfleger sowie 1992 "Leiten einer Pflegeeinheit". Seine Berufserfahrung sammelte er als Hauptamtlicher Rettungssanitäter beim Malteser Hilfsdienst von 1980 bis 1983, als Krankenpfleger am PZN Wiesloch 1986 bis 1990 und am Kreiskrankenhaus Bruchsal (1990 bis 1993). Weiter arbeitete Herr Meinhardt als Stellv. Stationsleiter (1993 bis 1996) und Krankenpfleger (1996 bis 2001) am PZN. Seit 2003 ist er als Stellv. Stationsleiter und Stationsleiter in der CMA-Station am PZN Wiesloch tätig. Gerd Meinhardt ist verheiratet und hat zwei Kinder.